Collins und Gabriel auf der Bühne vereint
Delmenhorster Kurier vom 16.01.2017
Von Heide Rethschulte
>Das Kleine Haus in Delmenhorst erlebte große musikalische Momente. Die Hits von Genesis – gespielt von “Geneses”. Die Tribute-Band wurde ihrem eigenen Anspruch – und dem des Publikums – gerecht.
Sie traten mit dem Anspruch an, ihrem großen Vorbild „Genesis“, einer der kommerziell erfolgreichsten Bands, so nah wie möglich zu kommen, aber dem Konzert dennoch eine persönliche Note zu geben. Am Ende musste man den fünf Musikern von „Geneses“ bescheinigen, dass ihr Vorhaben vollauf gelungen war. Vor einem begeisterten Publikum gelang es den fünf Musikern aus Braunschweig am Sonnabend im Kleinen Haus die ganze Bandbreite der 1967 gegründeten Band zu zeigen.
Nicht chronologisch
Bewusst hatte „Geneses“ sich dafür entschieden, das Konzert nicht chronologisch aufzubauen. Nach Aussage von Manager Fabian Piekert ist die Band darum bemüht, die beiden Lager der Genesis-Fans zu vereinen. Daher mischten die Musiker Songs aus der Anfangsphase mit Sänger Peter Gabriel, die sich durch komplexe Songstrukturen und anspruchsvolle Instrumentierungen auszeichnen, und Stücken aus der zweiten Phase, die ab 1975 mit Gabriels Ausstieg und Schlagzeuger Phil Collins’ Übernahme des Gesangsparts die Veränderung vom Progressive Rock hin zum Mainstream Rock einleiteten. Das erwies sich als eine gute Idee, zumal es Sänger Alex van den Berg gelang, stimmlich den Unterschied zwischen Liedern aus der Gabriel- und der Collins-Ära deutlich hörbar zu machen.
Auftakt mit “Mama”
Es saßen viele „Genesis“-Fans im Publikum. Das war nicht nur anhand der Altersstruktur zu vermuten, sondern zeigte sich gleich beim Eingangslied „Mama“, das schon bei den ersten Klängen erkannt und laut bejubelt wurde. Die Hände vieler schienen in der Folgezeit ihr Eigenleben zu entwickeln. Klatschten teilweise oft laut im Rhythmus mit, schlugen im Takt auf die Oberschenkel oder wurden in die Luft gestreckt. Aber auch Oberkörper wippten im Takt vor und zurück und so mancher Fuß vollführte rhythmische Akrobatik. Die altersschwache Bestuhlung des Kleinen Hauses wurde teilweise hart auf die Probe gestellt. Sänger Alex van den Berg hatte keine Mühe, die Zuhörer, unter denen sich auch einige recht junge Semester befanden, wahlweise zum Mitklatschen, zum Singen oder zum Kontaktherstellen mit dem Jenseits – für die Atmosphäre des Songs „Home by the sea“ – zu bringen.
Zusammen mit Schlagzeuger Kim Schwarz, den er seit der fünften Klasse kennt, hat van den Berg die Band „Geneses“, die von Kai Hildebrand (Gitarre), Jochen Pietsch (Keyboard) und Carsten Monka-Ewe (Bass) komplettiert wird, 2014 gegründet. Bald folgten die ersten Konzerte und seit November 2016 befindet sich die Band auf Tour, wobei nach Aussage von Piekert die Nachfrage nach weiteren Konzerten stetig steigt.
Wer „Geneses“ im Kleinen Haus erlebt hat, kann das nachvollziehen. Die fünf Musiker bringen die Songs ihrer Vorbilder in exzellenter Qualität auf die Bühne, wobei eine aufwendige Lichtshow, in der für jedes Lied eine andere Farbkombination gewählt wurde, die Musik wirkungsvoll visuell untermalte, an ausgesuchten Stellen sogar im Rhythmus der Songs.
Grandioses Schlagzeug-Duett
Auch einen weiteren Aspekt der Collins-Ära brachte „Geneses“ exzellent auf die Bühne. Drum-Duette von Phil Collins und Chester Thomsen, der „Genesis“ von 1977 bis 1992 angehörte, waren ein weiteres Markenzeichen der zweiten Phase der Band, die sich 2000 trennte und sich Ende 2006 für eine Tour neu formierte. Kim Schwarz und Alex van den Berg zauberten ein grandioses Schlagzeug-Duett auf ihre Trommeln und Becken, das dementsprechend lautstark bejubelt wurde.
Am Ende gab es minutenlangen Applaus und natürlich eine Zugabe, die konsequenterweise erneut aus zwei Stücken aus der Progressive- und der Mainstream-Phase stammten. Nach „I can ́t dance“ folgte das letzte Stück – „Aber ein längeres“, wie ein völlig durchgeschwitzter Alex van den Berg die begeisterten Zuschauer tröstete. „Abacab“ enthielt dann auch noch einmal ein hörenswertes Drum-Duett. Nach stehenden Ovationen verabschiedeten sich die fünf Musiker, um anschließend Interessierten im Foyer noch Rede und Antwort zu stehen.